Erfahrungsbericht über die Herstellung eines gesteppten Rokoko-Rockes…
Wie alle, die vom Rokoko begeistert sind, wollte ich auch unbedingt so einen gequilteten Unterrock haben:
Also mussten drei Meter Seidensatin, Vlies und eine Rückseite aus Baumwolle her, sowie Handquilt-Nadeln, ein Bleistift, einige Ideen und gewisse Mengen Geduld…
Nun ist natürlich der Rock von meinem Schoko-Girl Outfit gequiltet, aber das ist ja nur eine alte Bettdecke, umgearbeitet und -lackiert, sozusagen. Das entspricht zwar auch irgendwie der Tradition, es bleibt aber der Fakt, dass diese Decke maschinengequiltet war (oh Schreck!!!)
Also habe ich mich mal darangesetzt, mir ein handgequiltetes Exemplar zu bauen. Vorneweg: Ich habe damit vor 2 1/2 Jahren angefangen, da gab es dieses Blog noch gar nicht. Aber ich hatte in den letzten Jahren auch noch ein paar andere Projekte, ganz zu schweigen von lästigen, kreativitätbehindernden Aktivitäten wie Arbeit ;-).
Daher kann ich leider keine Entwürfe einstellen, genausowenig existiert ein Bild von dem Stoff mit Vorzeichnung.
Diesen Winter habe ich das Projekt wieder hervorgeholt – immerhin waren 2/3 fertig – und habe über die Weihnachsttage das Quilten abgeschlossen.
Zur Technik: Ich habe ganz dünnes Kunststoffvlies verwendet, keine Wolle, da ich das unnötig schwer und mottengefärdet fand. Die Rückseite des Qulits besteht auch einem dünnen Baumwollstoff, die Vorderseite aus Seidensatin. Ich habe das geniale „fil au chinois Patchwork“ Handquiltgarn von Sajou verwendet, einen mit Baumwolle umsponnen Polyesterfaden. Dieses Garn ist in Deutschland nicht immer leicht zu kriegen, aber es vearbeitet sich traumhaft. Die Nadeln, die ich benutzt habe, waren Gold Eye Quilting betweens von Clover (No.10).
Ich habe die Entwürfe freihandgezeichnet, bis auf die Karos, für die habe ich ein Lineal benutzt. Bei den Mustern habe ich mich von existierenden Unterröcken inspirieren lassen, konnte aber wie üblich nicht der Versuchung wiederstehen, auch ein paar Detils nach meinem Gusto hinzuzufügen. Da ich Freihand mit groben Schablonen vorgezeichnet habe, ist natürlich nix genau gerade oder symetrisch – sonst wäre das ja nicht von mir …
Hier sind auf jeden Fall ein paar Fotos von dem fertigen Quilt, noch ungewaschen (man sieht dunkle Flecken, wo der Bleistift besonders dick war), noch nicht zurückgeschnitten und pottendreckig.
Dazwischen: Blätterspiralen… ich liebe Spiralmuster….
Insgesamt: 3,30 m x 1m Quilt:
(man beachte die schwarzen Bleistiftkrakel ;-))
Und so sah das Waschwasser aus: Nach zwei Stunden schrubben hatte ich glücklich alle Tee- und Fettflecken, Bleistiftreste, den Staub, die Katzenhaare und Blut, Schweiß und Tränen von 2 1/2 Jahren ausgewaschen!
so sieht der Rock von vorne aus:


(ok, ich hätte einen Weiberspeck drunter tun sollen…)
und hier betätigen wir uns als Zofen im Schloss: