Wie versprochen, hier einige Kommentare zur Robe à la Française und ihrer Herstellung, insbesondere der Falten hinten und vorne.
Ich habe deren zwei im letzten Jahr verbrochen, eine für eine Freundin und eine für mich – beide frei nach Madame de Pompadour. Ich wollte schon lange dieses Kleid:
Die andere Francaise lehnt sich ebenfalls an Madame de Pompadour an, allerdings in ihrer Inkarnation als „Reinette“ in der Doctor Who-Folge „The Girl in the Fireplace“:
Hier soll es jetzt aber im Wesentlichen darum gehen, wie man die Watteau-Falte und die Robings macht. Der Schnitt, den ich benutzt habe, ist der von J.P.Ryan (Robe ala Francaise, 1750).
Es ist unheimlich wichtig, bei den Falten die Abstände genau einzuhalten und dafür zu sorgen, das an der oberen Kante des Vorder- bzw. Rückenteils exakt aufeinanderliegen – sonst sitzen die Falten hinterher nicht. Außerdem ist es ZWINGEND notwendig, nach jedem Faltschritt die Falten zu bügeln. Es geht nicht ohne. Been there, done that, failed 😉
Zunächst die Robings vorne:
Beim Zuschneiden sollte man beachten:
Die Nahtzugabe an der langen, geraden Vorderkante sollte versäubert sein – oder man legt das Schnitteil gleich an der Webkante an, was ich empfehlen würde. Diese Nahtzugabe baumelt nämlich unvernäht im Inneren der Robing-Falte…
Hier sieht man den Abnäher, der später natürlich verschwindet. Wie im Schnitt angegeben, muss man den zuerst machen.
Dann legt man den Stoff auf die rechte Seite und faltet den einmal nach innen, so dass jetzt auf der linken Seite ein Stück rechte Seite zu sehen ist. Die Nahtzugabe faltet m
an dabei nochmal nach innen, so dass sie nicht mehr zu sehen ist.
Jetzt faltet man diesen umgeklappten Teil noch einmal, und zwar so, dass eine Art doppelte Falte ensteht. Man faltet dabei den Teil, den man vorher schon einmal gefaltet hat noch einmal nach innen, quasi spiralförmig: Dieses Bild zeigt, in welcher Schichtung die Falten übereinander liegen müssen:
Wenn man alles richtig gemacht hat, liegen am Ende die Wellenlinien oben am Vorderteil alle übereinander und bilden eine gerade Linie. Der Abnäher steht etwas über, das muss so.
Und nun zur Watteau-Falte:
Damit der Kopf nicht zu sehr raucht, habe ich erstmal alle Markierungen auf der Vorderseite des Schnittes auf die Rückseite übertragen, das hilft ganz enorm.
Der Stand wäre jetzt also: Die Rückennaht ist fertig und ausgebügelt. Die rechte Seite des Stoffes liegt unten, die linke guckt uns an.
Jetzt kommt die erste Falte, die wird genau entlang der Markierungen nach außen gefaltet, auf das Ärmelloch zu:
Genauso die zweite Falte:
Es hilft, den Schnittmusterbogen wirklich daneben zu legen und sich nach den Pfeilen zu richten. Auf der anderen Seite benutzt man die Rückseite des Schnittmusterbogens, auf den ja die Markierungen übertragen wurden.
Wenn man diese Falten festgesteckt hat, näht man sie fest wie im Schnitt angegeben. Für diese innersten Falten kann man auch die Maschine benutzten, die sieht man von außen nicht!
Als nächstes nimmt man sich nun Falte 3 und 4 vor, diese werden zur mittleren Rückennaht gefaltet und ebenfalls festgenäht:
Dabei empfiehlt es sich. mit Nadeln genau zu markieren, von wo bis wo eine Falte gehen soll.
Hier ist Handarbeit gefragt, denn diese Nähte sieht man auf dem Rücken!
Zum Schluss faltet man die Falten 5 und 6 über die anderen. Leider sind mir die Bilder abhanden gekommen, aber wenn man, wie gehabt, den Schnittmusterbogen neben sich liegen hat und sich an die Pfeile hält, geht nun auch nichts mehr schief. Auch diese Nähte sind sichtbar und sollten per Hand genäht werden. Zum Schluss sei noch gesagt, dass bei einem dünnen Stoff, wie dem blauen Seidentaft hier, für das back-neck-piece Vlieseline verwendet werden sollte, denn das kleine Stückchen hält alles zusammen.
Und weil es so schön ist: nochmal eine Rückenansicht von „Reinette“, das fertige Kleid in blau und das Innenfutter mit den zwangsjackenartigen Schnürbändern: